Hochschulpolitik findet nicht im luftleeren Raum statt. Sie reagiert auf Fragen und Probleme, die jeden und jede von Euch täglich im Studium begegnen und direkt betreffen.
Sie setzt deshalb auch einen ständigen Meinungsbildungs-prozess voraus. In unserer Rubrik "Debatten-Dienstag" wollen wir einmal im Monat ein aktuelles Thema aufgreifen und von verschiedenen Seiten beleuchten. Dazu werden jeweils zwei Mitglieder der GDF zum Thema Stellung nehmen. Ihr habt etwas zu diesem oder einem ganz anderen Thema zu sagen? Meldet euch bei uns oder kommentiert direkt auf Facebook.
Die Exzellenzinitiative reagiert auf den Anspruch, als deutsche und europäische Wissenschaftslandschaft weltweit an der Spitze mitzuspielen. Um dieses Ziel zu erreichen, ist sie auf die Stärken
ausgerichtet, die sich an unseren Universitäten finden.
Für uns als Studierende bietet dieses Programm ein unheimliches Potential: Es ermöglicht die individuelle Profilbildung hinsichtlich eigener Forschungs-Schwerpunkte an den Hochschulen. Durch
diese punktuelle Förderung in der Forschung führt sie im Idealfall zu einem Wettbewerb zwischen den Hochschulen. Wenn diese in Zukunft um die klügsten Köpfe konkurrieren müssen steigt die
Nachfrage nach und Förderung von Studierenden.
Aber auch für die Breite der Studierenden bietet das Programm ein Potential: Die Aufwertung ihrer Abschlüsse. Denn für Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber wird es zukünftig eine Rolle spielen, ob neben dem Universitätslogo auf dem Abschluss-zeugnis auch das Wörtchen "Exzellenzuniversität" stehen wird.
Ein weiterer Vorteil ist, dass die finanziellen Mittel der Universität endlich schwerpunktbasiert ausgegeben werden, und nicht mehr nach dem Gießkannenprinzip verteilt werden. Damit wird garantiert, dass das Geld dort ankommt, wo es gebraucht wird, und nicht wie so oft versickert.
Ein Anzeichen für die qualitativen Chancen ist auch, dass schon in der Vorbereitung auf die Initiative ein Schwerpunkt auf die Bereiche Qualitätsmanagement und Prozessoptimierung gelegt wird. Die Uni wird also professioneller, gewinnt Reputation und wirbt um die klügsten Köpfe - das kann für die Studierenden alles nur von Vorteil sein.
Exzellenz ist ein großes Wort, und der Anspruch, den die europäischen Universitäten haben, an sich eine gute Sache. Die Konkurrenz wurde aber auf der falschen Ebene angesiedelt, als deutsche
Universitäten bewogen wurden, gegeneinander ins Feld zu ziehen. Denn letztendlich geht es nur noch um das Erfüllen harter, nationaler Kriterien, um an Finanzmittel zu kommen, die dann die
Mangelfinanzierung in der Breite punktuell ausgleichen. So besteht man weder gegen amerikanische Eliteunis, noch verbessert sich etwas.
Gerade das Argument der Reputation, die uns allen zugute kommt, entlarvt sich dabei selbst, sagt es doch aus: "Es ist egal was ihr könnt oder hier gelernt habt, Hauptsache das richtige Logo
prangt auf eurer Urkunde." - Für mich ein wissenschaftliches Armutszeugnis.
Die Finanzierung ist dabei fatal. Denn die Bewerbung auf die Exzellenz zieht Geld aus der Breite ab - also Geld, das auch in eBooks, Renovierungen usw. gesteckt werden könnte - um am Ende Geld zu
gewinnen, das nur in die Exzellenzcluster gesteckt werden kann. Das ist dann keine echte Exzellenz. Echte Exzellenz hätten wir, wenn jeder Student und jede Studentin unter exzellenten
Bedingungen, mit allen nötigen Lernmitteln, an modernen Computern arbeiten und in exzellenten Seminaren lernen würde. Die Exzellenzinitiative kann das nicht leisten. Sie ist eine Elitenförderung,
die die Breite vergisst, und dabei am häufigsten die Geistes- und Kulturwissenschaften gegenüber den Natur-wissenschaften diskriminiert. Sie bietet eine Chance für nur sehr wenige, und gibt für
die Bewerbung das Geld von uns allen aus. Für 99% der Studierenden wird sie aber nichts ändern.
Der Numerus Clausus ist keine schöne Erfindung, aber er ist doch eine notwendige. Er reagiert auf die Problematik, dass es für einige Studienfächer - speziell an einigen Orten - schlicht nicht genug Plätze für alle Anwärter gibt. Das kann man kritisieren, begibt sich dann aber in einen anderen Themen-komplex. Denn ob es sinnig und ein verantwortlicher Umgang mit Steuergeldern ist, nicht nur so viele Studienplätze vorzuhalten, wie man auch Arbeit-nehmer im entsprechenden Berufsfeld braucht, sondern stattdessen so viel zu finanzieren wie Interessenten da sind, bleibt eine offene Frage.
Fakt ist erstmal, dass wir aktuell auswählen müssen, welcher Schulabgänger für uns am ehesten das Potential hat, ein anspruchsvolles Studium bestmöglich zu absolvieren. Denn was wir oft vergessen: Wir bilden im Studium nicht Arzt oder Anwalt aus. Wir fordern ein wissenschaftliches Studium - die Profession folgt erst im zweiten Schritt, sofern der Absolvent dies möchte. Hier krankt auch das oft gebrachte Beispiel der Empathie, gerade im Fach Medizin: Nicht nur, dass gute Abiturienten etwas gleich häufig empathisch sind wie weniger gute - es spielt wissenschaftlich gesehen auch schlicht keine Rolle.
Das bedeutet: Nur die Anforderungen des Studiums dürfen für die Platzvergabe maßgeblich sein dürfen. Wer hat am ehesten, am wahrscheinlichsten das Potential, sich den verlangten Stoff zeitnah anzueignen? Wer ist fleißig genug, auch harte Lernphasen, gerade in den Anfangssemestern, mit möglichst vielen bestandenen Klausuren zu überstehen? In den meisten Fällen lautet die Antwort darauf: Die Personen, die es ein halbes Jahr vorher im Abi auch schon waren.
So ist der Numerus Clausus sicher kein rundum faires Instrument. Er ist und bleibt aber bislang das beste bezahlbare Mittel, das wir haben.
Meiner Meinung nach ist der Numerus Clausus nicht sinnvoll, da die Abiturnote nichts über die Eignung für bestimmte Studiengänge aussagt. Warum muss ein angehender Arzt wissen was die Hauptstadt von Swasiland ist oder warum muss ein werdender Psychologe fließend Latein sprechen? Wäre ein ausdifferenziertes Zulassungsverfahren, das neben entsprechender fachlicher Leistung auch auf später im Beruf benötigten SoftSkills abzielen, nicht sinniger?
Ich vertrete die Auffassung, dass ein Mediziner nicht nur ein Ass in Biologie, sondern er auch emphatisch sein sollte. Leider kosten personalisierte Auswahl-verfahren viel Zeit und Geld, von
beiden haben Universitäten und Hochschulen meist zu wenig. Da der Numerus Clausus in einigen Fächern weiterverbreitetes Zulassungsmittel ist, entwickelt sich an manchen Gymnasien und Oberschulen
ein irrsinniger Leistungsdruck, der oftmals ein vielfaches höher ist, als im eigentlichen Wunschstudiengang. Weiterhin bleibt die Frage bestehen, wie vergleichbar die Zentralabiture der einzelnen
Länder sind, so lange die Bildungshoheit der Bundesländer in Deutschland gilt.
Grundsätzlicher gesprochen, verwehrt der Numerus Clausus bestimmten Personen ihr persönliches Recht auf Bildung, was ich für eine Gesellschaft, in der Bildung ein öffentliches Gut ist, für
bedauerlich halte. Ob gewollt oder ungewollt wird der Numerus Clausus somit zum Eingriff in die Selbst-verwirklichung vieler junger Menschen.
Und eins sollte allen klar sein: Wenn es genügend
Studienplätze gebe, wäre kein Numerus Clausus nötig!